Möglicherweise schaden nicht nur dauerhaft zu hohe Blutzuckerspiegel der Nierenfunktion von Diabetikern. Auch Patienten mit instabilen Werten entwickeln eher eine Nephropathie.

Der HbA1c allein ist möglicherweise nicht bei jedem Diabetespatienten das optimale Maß für seine Blutzucker (BZ)-abhängige mikrovaskuläre Gefährdung. Laut einem Forscherteam aus den USA und Großbritannien hängt die Nephropathieinzidenz außer von der durchschnittlichen Langzeitkonzentration auch von der Stabilität der Blutglukose ab. Ein Auf und Ab der Werte scheint demnach unabhängig vom HbA1c mit einem erhöhten Nephropathierisiko einherzugehen.

Die Forscher um Jin Zhou von der University of Arizona haben den Zusammenhang zwischen BZ-Variabilität und Nierenschäden auf der Basis von drei Großstudien analysiert: UKPDS, ACCORD und VADT. In den drei Studien war der Nüchtern-BZ alle drei bzw. vier Monate gemessen und dokumentiert worden.

Metaanalyse der drei Studien

Von einer Nephropathie gingen die Wissenschaftler um Zhou aus, wenn die eGFR bei zwei aufeinanderfolgenden Terminen den Wert von 45 ml/min x 1,73m2 unterschritten hatte. Es konnten 4.185 Teilnehmer von UKPDS, 9.970 von ACCORD und 1.606 von VADT in die Untersuchung einbezogen werden.

Die Variabilität der Nüchternglukose wurde anhand von Residuen bestimmt. Residuen messen den vertikalen Abstand zwischen einem gemessenen Nüchtern-BZ-Wert und dem linearen zeitlichen Trend des Nüchtern-BZ. In der Metaanalyse der drei Studien korrelierte die glykämische Variabilität mit einem Anstieg der Nephropathierate um 40% bzw. 31% pro zusätzlicher Einheit in RSD (Standardabweichung der Residuen) bzw. RARV (reale absolute Residualvarianz).

Ihre Analyse bestätige "das Konzept, dass eine langfristige BZ-Variabilität bei Diabetikern ein Risiko für nephropathische Komplikationen darstellt", so Zhou und Kollegen.

Zhou JJ et al. Diabetologia 2020; 63:2482-2485